WERT (Definition laut Google)
Substantiv, maskulin [der]
1. [Pluraletantum] Dinge, Gegenstände von großem Wert, die zum persönlichen oder allgemeinen Besitz gehören
2. positive Bedeutung, die jemandem, einer Sache zukommt
Wir sind alle Menschen. Wir kommen nackt auf die Welt ohne Reichtum, fette Autos oder Markenkleidung. Zu dem Zeitpunkt sind wir unwissend und frei von jeglichen Vorurteilen. Da gibt es keinen Unterschied, den wir machen oder kennen. Fast schon gänzlich unwissend tasten wir uns voran und folgen unseren Eltern in diese unbekannte Welt. Für einen kurzen Zeitraum ist alles neutral und aufregend.
Man entdeckt sehr Vieles und möchte irgendwann alles wissen. Wir beginnen Dinge zusehen, lernen laufen und schließlich kommt irgendwann der Zeitpunkt, an denen wir beginnen alles anders wahrzunehmen. Das Umfeld beeinflusst uns und wir passen uns verschiedenen Wertvorstellungen an. Wir machen plötzlich Unterschiede zwischen schwarz und weiß, hässlich und schön, teuer und billig. Wir werden anspruchsvoll und alles bekommt einen Wert zugeschrieben. Selbst Menschen bekommen einen Wert zugeschrieben, doch es sollte nicht so sein.
Ich hatte ab der sechsten Klasse das Gefühl, das sich alles änderte. Die Interessen gingen auseinander, Freundschaften entwickelten sich neu und Werte wurden neu definiert. Vielleicht waren es die Hormone, aber einige wollten nicht mehr mit einem spielen. Man war nicht mehr cool genug und die, die cool genug waren, verloren an Persönlichkeit und folgten der großen Menge. Denn wer cool war, war etwas besonders und hatte einen höheren Wert zugeschrieben. Doch welchen Preis zahlt man um cool zu sein?
Beliebt zu sein kam mir jedoch vor, ob wäre man Teil einer Sekte. Man durfte nicht widersprechen und musste darauf achten, was man trug und mit wen man sprach. Die eigene Meinung hatte so keinen großen Stellenwert mehr, wenn man nicht als Außenseiter enden wollte. Viele flüsterten, wenn man vorbei lief und es wurde schwierig, sobald man etwas falsch machte. Fehler wurden einem nicht schnell verziehen. Vor allem Mädchen waren nachtragend in dieser Beziehung. „Ich hätte gerne noch mein Armband von 2013 zurück, danke.“ Jedoch beobachtete ich dasselbe Phänomen auch bei Jungs und wurde Zeuge wie die Beliebtheit einzelne Freundschaften zerstörte.
Auch begannen Leute einen auszunutzen aufgrund seines Wertes. Menschen liebten es anscheinend anderen einen Stempel zu geben oder Macht über andere auszuüben und das dieses Verhalten nicht nach der Pubertät aufhörte ist die traurige Wahrheit. Trug man gerade nicht die neuste Kleidung, hatte man nach Gerüchten arme Eltern und war komisch. Trug man jedoch zu kurze Kleidung und hatte schon einige Beziehungen hinter sich, so war man eine Schlampe. Man qualifizierte sich praktisch dazu ein Mobbingopfer zu werden.
Und ich glaube, wenn man 12 Jahre alt ist und ein anderes Mädchen sehr hübsch findet und weiß, wie beliebt sie ist, dann macht man sogar ihre Hausaufgaben, nur damit man neben ihr am Tisch sitzen darf. Damit man einmal den gleichen Wert hat, wie sie. Selbst, wenn man genau dieses Mädchen eigentlich gar nicht leiden kann.
Diese Tatsache macht mich müde. Dass die Gesellschaft sich oft nur nach einer gewissen Meinung richtet und sich dann niemand traut etwas Widersprüchliches zu sagen. Ich bin ein Teil dieser Gesellschaft, nicht besser als sie und nicht schlechter als sie. Wenn ich zusehe, macht mich das ebenfalls zum Täter und wenn ich eingreife besteht immer die Gefahr ebenfalls zu einem Opfer zu werden. Eine Sache, die man mit seinen Gewissen vereinbaren muss, wenn man sich für eine Seite entscheidet. Eine weitere Option besteht ebenfalls darin seine Augen vor Problemen zu verschließen und voller Gleichgültigkeit durch die Welt zu laufen. Doch würde dies jeder tun, dann würde die Zahl der Opfer steigen.
Es ist teilweise traurig, aber das 12-jährige Mädchen hat irgendwann keine Lust mehr Hausaufgaben für sie zu machen und beginnt laut zu werden. Vielleicht erkennen sich einige hier wieder. Man sollte keine Schwäche zeigen und sich einschüchtern lassen, nur um beliebt zu werden. Ich glaube, wenn man dazugehören möchte, sollte man einfach nur seine Ansichten vertreten und dafür akzeptiert werden. Sich zwanghaft anzupassen ist falsch, denn so verliert man sich selbst nur in der Menge.
Menschen, die keine andere Wahl haben, als sich nur durch ihren Wert zu definieren (Anzahl der Follower, fette Autos und haufenweise Markenkleidung) fühlen sich oft selbst minderwertig, weshalb auch sie keinen Stempel verdienen. Sie sind eben auch nur Menschen mit Problemen. Wir Menschen sind nicht mehr wert, wenn wir mehr besitzen. Wir sind alle gleichwertig und das sollten wir immer im Hinterkopf behalten. Wir sterben alle ohne Besitz, genauso wie wir auf die Welt kommen.
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