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DEFINITION: Rassismus

RASSISMUS (Definition laut Google)

Substantiv, maskulin [der]


1. (meist ideologischen Charakter tragende, zur Rechtfertigung von Rassendiskriminierung, Kolonialismus o. Ä. entwickelte) Lehre, Theorie, nach der Menschen bzw. Bevölkerungsgruppen mit bestimmten biologischen Merkmalen hinsichtlich ihrer kulturellen Leistungsfähigkeit anderen von Natur aus über- bzw. unterlegen sein sollen

2. dem Rassismus (1) entsprechende Einstellung, Denk- und Handlungsweise gegenüber Menschen bzw. Bevölkerungsgruppen mit bestimmten biologischen Merkmalen

Ich bin Schwarz. Wann mir diese Tatsache zum ersten Mal aufgefallen ist, kann ich heute leider nicht mehr sagen. Ich weiß nur, dass es schon immer ein anderes Gefühl war. Heute bin ich stolz schwarz zu sein und schäme mich nicht für meine afrikanischen Wurzeln, mein Aussehen oder meine Kultur. Doch wie viele andere schwarze Menschen gab es eine Zeit in meinem Leben, als ich dies nicht war und immer wieder damit konfrontiert wurde, dass ich einfach anders bin.


Da meine Familie und ich in einer kleinen Stadt leben waren wir zum Zeitpunkt meiner Geburt noch die einzige schwarze Familie, weshalb ich oft die einzige schwarze Person in meinem Umfeld war. Ich hatte zwar ältere Geschwister, doch diese waren aufgrund des Altersunterschieds, oft einfach schon weitergezogen.


Meine ersten Erfahrungen mit Rassismus machte ich schon im Kindergarten. Oft habe ich geweint, so steht es in meinem Abschlussbericht, weil es einen Jungen gab in meiner Gruppe, der es auf mich abgesehen hatte. Er hatte mich immer geschubst, beleidigt und verbal angegriffen. An einen Tag, weiß ich noch trug ich an Fasching ein Prinzessinenkleid und er sagte mir, ich wäre zu hässlich, um eine Prinzessin zu sein. Anschließend hatte er mich draußen in eine Pfütze geschubst. Die Erzieher meiner Gruppe versuchten uns oft auseinander zu halten, um eine Auseinandersetzung zu vermeiden, doch so richtig geklappt hatte dies nicht.


Meine Grundschulzeit verlief im Gegensatz dazu etwas ruhiger. Da ich schon immer eine sehr extrovertierte Person war, fiel es mir nicht schwer Anschluss zu finden. Doch auch dort musste ich im ersten Jahr feststellen, dass ich anders war, denn anders als meine Freundinnen trug ich Rastazöpfe statt glattes Haar und hatte eine dunklere Haut. Manchmal hielten sie ihre Arme neben meine und kicherten oder fragten, warum meine Handflächen hell seien oder machten sich über meine Nase lustig.


Doch woran ich mich besonders in meiner Schulzeit erinnere war der Tag im Winter, an den ich zum ersten Mal meine natürlichen Haare trug. Auf den Schulhof vor dem Unterricht, klaute ein Junge mir meine Mütze und fing an meine Haare zu berühren und sich darüber lustig zu machen. Für mich war das so beschämend, dass ich anfing zu weinen und ihn bat mir die Mütze wieder zu geben. Er warf sie einfach auf den Boden und erzählte seinen Freunden, ich würde aussehen, ob hätte ich in die Steckdose gegriffen. Als der Unterricht dann anfing saß ich mit der Mütze auf meinem Platz und weinte. Als die Lehrerin mich darauf ansprach und davon hörte, was passiert war, stellte sie sich vor die Klasse und sagte, dass jeder, der mich wegen meines Aussehens auslacht oder beleidigt in der Pause drinnen bleiben muss. Dies war der erste und letzte große Rassismus-Vorfall in der Grundschule.


Leider hatte ich aber nicht immer Lehrer, die mir helfen konnten. In der weiterführenden Schule und vor allem in der sechsten Klasse fingen viele meiner Mitschüler an das N-Wort zu benutzen. Oft hörte man sie untereinander Dinge sagen wie „Ich bin doch nicht dein Neger.“ Oder „Kennst du diesen anderen Neger xy?“. Auch wenn ich danebenstand oder der Lehrer im Raum war, der dazu nichts sagen wollte. Die schlimmste Erfahrung jedoch hatte ich in der siebten Klasse im Musikunterricht als wir die „Worksongs“ der Sklaven behandelten. Mein Lehrer erklärte unter welchen Kriterien die Händler ihre Sklaven für Plantagen aussuchten und fragte daraufhin lächelnd die Klasse, ob ich denn ein guter Sklave gewesen wäre. In diesem Moment war ich nur schockiert, doch wie viele Male zu vor hatte ich mich nicht getraut etwas zu sagen, da mein Umfeld einfach nur dasaß und lachte. Eine Art Witz, die anscheinend nur ich nicht verstanden hatte.


Und über die Jahre wurde es zwar besser und die Menschen in meinem Umfeld wurden informierter, aber der Rassismus hörte nicht auf. Angefangen mit komischen Blicken auf der Straße bis hin zu verbalen Angriffen. Viele meiner Follower haben ähnliche und sogar schlimmere Erfahrungen aufgrund ihrer Hautfarbe machen müssen, auf die ich in meinem nächsten Beitrag näher eingehen möchte.

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